Wirtschaft, Fachkräfte, Energie und Klimaschutz

Stadt und Verkehr
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Berlin und Brandenburg bilden eine gemeinsame Wirtschafts-, Arbeitsmarkt und Energieregion. Die Merkmale einer regionsinternen Arbeitsteilung – wie hohe Pendlerströme in den Kern, intensive Vorleistungs-, Absatz- und Kooperationsbeziehungen der Unternehmen, Sicherung der Energieversorgung von Städten durch die Fläche des Landes – sind in Berlin-Brandenburg prototypisch vorzufinden. Die Sozialpartner sind ebenfalls berlin-brandenburgisch organisiert.

Auch wenn naturgemäß die Verflechtungen zwischen Berlin und seinem Umland (u. a. der Flughafenregion) besonders eng sind, so reicht die Ausstrahlung Berlins nach ganz Brandenburg: Die große Mehr-zahl der Unternehmen in den berlinfernen Regionen hat Absatz- und/oder Kooperationsbeziehungen nach Berlin. Aus der Prignitz pendeln mehr Menschen nach Berlin als nach Hamburg, aus der Niederlausitz pendeln mehr Menschen nach Berlin als nach Dresden.

Die Hauptstadtregion ist – wie der Siemens-Campus und die Tesla-Ansiedlung und auch die fünf gemeinsamen Cluster der Innovationsstrategie Berlin-Brandenburg innoBB 2025 zeigen – bereits heute eine weltweit wettbewerbsfähige Wirtschaftsregion.

Die gemeinsame Entwicklung des Standortes BER mit seinem Umfeld unter Einbeziehung von berlin-brandenburgischen Innovationsclustern setzt die Sicherung der Arbeits- und Fachkräfteverfügbarkeit voraus. Die Verbindung der Verkehrsfunktion mit Innovationsclustern bietet erhebliches Potential für einen Entwicklungsschub an dem Standort und für die gesamte Region, zumal Flughäfen heute weltweit Technologieträger darstellen.

Dank der vielen Fachkräfte, einer exzellenten Wissenschafts- und Forschungslandschaft, gut angebundener Flächen, sozialer Stabilität und der attraktiven weichen Standortfaktoren hat die Region Berlin-Brandenburg alle Chancen, zu den erfolgreichen europäischen Regionen dieses Jahrzehnts zu gehören. Die Stärken beider Länder ergänzen sich und führen zusammen zu einer Mischung, die in Deutschland nur wenige andere Regionen aufweisen. Für die Stärkung des Innovationsstandortes Berlin-Brandenburg gilt es unter anderem, das bestehende länderübergreifende System der Informationsversorgung und des Informations­managements zukunftsgerichtet auszubauen.

Zunehmend wird die Verfügbarkeit von Arbeits- und Fachkräften sowohl für Ansiedlungen als auch für die Entwicklung der in der Region bestehenden Unternehmen zum Schlüsselfaktor. Angesichts eines gemeinsamen Arbeitsmarktes, der durch zunehmende Pendlerbewegungen zwischen Berlin und Brandenburg gekennzeichnet ist, werden beide Länder diese Herausforderung zusammen angehen. Regionale Arbeitsmarktunterschiede müssen dabei berücksichtigt werden. Orientierung finden beide Länder im Leitbild Gute Arbeit, um die Attraktivität der Hauptstadtregion für Fachkräfte und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen weiter zu erhöhen. Dabei stehen sowohl das Bilden, als auch das Halten und Gewinnen von Fachkräften gleichermaßen im Fokus. Eine besondere Bedeutung kommt dabei der Gewinnung von Fachkräftenachwuchs durch die betriebliche Ausbildung zu. Hierbei gilt es auch, die Mobilität zwischen beiden Bundesländern für junge Menschen weiter zu befördern. Potentiale für die Arbeitskräftegewinnung für die Metropolenregion liegen überdies in der Gewinnung ausländischer Fachkräfte durch gezielte Anwerbung aus Drittstaaten und der EU sowie bei den bereits hier lebenden Zugewanderten und Menschen mit Migrationshintergrund. Darüber hinaus sind weiterhin die berufliche Weiterbildung der Beschäftigten sowie die inklusive Gestaltung des Arbeitsmarktes mit verbesserten Teilhabechancen für Menschen mit Behinderung verstärkt in den Blick zu nehmen. Hierzu bedarf es auch im Hinblick auf das Qualifizierungschancengesetz des Bundes einer engen Abstimmung zwischen beiden Ländern und der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit.

Die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg nimmt durch eine Vielzahl laufender und erfolgreich umgesetzter Vorhaben der Energiewende bundesweit eine Vorreiterrolle ein. Gleichzeitig bietet sie beste Voraussetzungen, auch im Zuge einer weiterhin erfolgreich fortschreitenden Energiewende und des hierfür erforderlichen stärkeren Ausbaus Erneuerbarer Energien, die Herausforderungen einer forcierten Wärme- sowie Verkehrswende erfolgreich anzugehen. Unverzichtbar ist in den genannten Sektoren ein deutlicher Fortschritt bei der Senkung des Energiebedarfs, z. B. durch betriebswirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen im Gebäudebereich und bei der Veränderung des Modal Split im Mobilitätsbereich. Der bereits eingeleitete gesamtgesellschaftliche Prozess hin zu einem stärker dezentralisierten Energiesystem auf Basis Erneuerbarer Energieerzeugung und verstärkter Flexibilisierung und Sektorenkopplung erfordert hohe Anstrengungen zur Abbildung der Energiebedarfe in den urbanen und industriellen Lastzentren der Gesamtregion. Berlin wird trotz des steigenden Anteils erneuerbarer Eigenversorgung, etwa aus der urbanen Photovoltaik-Nutzung, ein flexibler und dennoch verlässlicher Abnehmer für die in Brandenburg erneuerbar erzeugte Energie bleiben und diese im Wege der Sektorenkopplung nicht nur für die Elektrifizierung, sondern auch für die nachhaltige Wärmeversorgung und emissionsfreie Mobilität nutzen. Gleichzeitig gilt es, die Strukturentwicklung in der Lausitz zukunftsorientiert und nachhaltig auszugestalten, so dass Innovations- und Wertschöpfungspotentiale gesichert und ausgebaut werden können. Wasserstoff kann hierbei ein zentraler technologischer Schlüssel für die weitere erfolgreiche Energiewende auch in der Hauptstadtregion sein. Berlin-Brandenburg bieten hier enormes Innovationspotential als gemeinsame Energieregion verbunden mit der Chance, die Herausforderung des Kohleausstiegs für den erfolgreichen Auf- und Ausbau einer nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Energiewirtschaft zu nutzen.

Aufgrund der räumlichen Verbundenheit bietet es sich an, Fragen der Klimapolitik (Klimaschutz und -anpassung) grundsätzlich gemeinsam zu betrachten und dafür gemeinsame Strategien und Maßnahmen in enger Abstimmung zu entwickeln und umzusetzen. Ein zeichensetzendes Beispiel hierfür mag die Holzbauoffensive Berlin-Brandenburg sein, mithilfe derer nicht nur regionale Wertschöpfungspotentiale (hier: Forstwirtschaft, Holzerzeugung, Holzveredlung), sondern auch und insbesondere die klimaschutz- und damit zukunftsorientierte Verwendung nachhaltig erzeugter und ressourcenschonender Materialien (Bauen mit Holz) begünstigt werden.

Die Vereinten Nationen, die EU und die Bundesrepublik haben die Schonung der natürlichen Ressourcen zu einem prioritären Ziel der Wirtschafts- und Umweltpolitik erklärt. Diese Zielsetzung erfordert auch im gemeinsamen Wirtschafts- und Entsorgungsraum Berlin-Brandenburg die Transformation der Wirtschaftsweise, hin zur Schließung von Kreisläufen als Gegenmodell der linearen Wirtschaftsweise. Die Brandenburger und Berliner Wirtschaft soll aktiv dazu beitragen, dass der in der Region verursachte Primärrohstoffverbrauch sinkt und zugleich die Klimabelastung des produzierenden und Dienstleistungssektors kontinuierlich geringer wird. Diese Transformation in Richtung einer nachhaltigen Wirtschaftsweise wird insbesondere über klassische Maßnahmen aus der Kreislaufwirtschaft erzielt: Entlang der gesamten Wertschöpfungskette werden Abfälle vermieden, Produkte, Bauteile und Materialien wiederverwendet und das Recycling ausgebaut. Im Rahmen der technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten werden Sekundär- und erneuerbare Rohstoffe bevorzugt, die Ressourceneffizienz gesteigert und Produkte auf Langlebigkeit und Kreislauffähigkeit optimiert Mittelfristig werden alle Förderprogramme für die produzierende Wirtschaft und den Dienstleistungssektor in unserer Region so ausgerichtet, dass deren Maßnahmen zur Schonung der natürlichen Ressourcen beitragen und der Wirtschaftsraum wettbewerbs- und zukunftsfähig bleibt. Eine anspruchsvolle Kreislaufwirtschaftspolitik, die Abfallwirtschaft, ihr Rechtsrahmen und ein starker Vollzug sind für den Übergang in eine geschlossene Kreislaufwirtschaft unabdingbar. Synergien in der abfallwirtschaftlichen Planung Brandenburgs und Berlins sollen ausgenutzt werden. Dazu gehört auch die Entwicklung und Umsetzung eines intelligenten und integrierten Logistikkonzepts, um unnötige Abfalltransporte zu vermeiden und einen optimalen Anlagenverbund in der Kreislaufwirtschaft unter Nutzung möglichst klimafreundlicher Transporttechnologien (Wasserstoff/Brennstoffzellen, Schienenverkehr) zu erreichen.